Garmisch-Partenkirchen/Schloss Elmau – Beim G7-Gipfel vom 26. bis 28. Juni 2022 auf Schloss Elmau war die Region Garmisch-Partenkirchen eine einzige Festung.
Rund 20.000 Polizisten aus ganz Deutschland haben nach offiziellen Angaben die mächtigen, westlichen Staatenlenker bewacht. Hinzu kommen unzählige Polizisten in Zivil sowie österreichische und französische Polizeibeamte. Insider gehen daher richtigerweise von rund 24.000 Polizisten aus.
Die Kosten für dieses herausragende, politische Ereignis explodieren. Ist man zunächst von 188 Millionen Euro für die drei Tage ausgegangen, müssen die Zahlen ständig nach oben korrigiert werden. Wie aus gut informierten politischen CSU-Kreisen zu erfahren war, dürften sich die Kosten realistischerweise bei rund 400 Millionen Euro bewegen. Mindestens 40 Prozent davon soll jetzt der Freistaat Bayern zahlen, obwohl die Bayern auf Schloss Elmau ebenso wie das benachbarte Österreich politisch keine Rolle gespielt haben.
Auf Schloss Elmau, dort wo Weltpolitik gemacht wurde, war als einziger Bayer der Europapolitiker Manfred Weber anwesend. Der sympathische und bodenständige Niederbayer aus dem Landkreis Kehlheim war in seiner Funktion als Chef der Europäischen Volkspartei (EVP) wichtiger Gesprächspartner der hochrangigen internationalen Pressevertreter. Manch einer der politischen Journalisten hätte sich jedoch mehr einheimische Politiker sowie Oppositionspolitiker (z.B. CDU-Chef Friedrich Merz) als Gesprächspartner gewünscht, war doch allein der Bayerische Rundfunk mit 220 (!!) Mitarbeiter in Garmisch-Partenkirchen vertreten. Hinzu kamen mehrere hundert Mitarbeiter von ARD, ZDF, WDR und MDR. Für den G7-Gipfel in Elmau wurden allein beim Bayerischen Rundfunk zwei zusätzliche Arbeitskräfte hauptberuflich angestellt. Viele Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks übernachteten auf Gebührenzahlerkosten in den Luxushotels von Garmisch-Partenkirchen.
Enttäuschend an den Gipfeltagen war die Tatsache, dass die wunderschöne, barocke Garmischer Stadtkirche St. Martin weder von den vielen tausend Polizisten noch von den vielen Politikern besucht wurde. Auch wurde die Kirche St. Martin von der Polizei offensichtlich nicht bewacht.
Auffällig war zudem, dass im internationalen Pressezentrum zum Beispiel Flugblätter von Transparency International und Global Citizen ausgelegt wurden und dort die Mitarbeiter dieser Organisationen als Ansprechpartner für die Pressevertreter zur Verfügung standen. Greenpeace hat im internationalen Pressezentrum die anwesenden Journalisten bereits einen Tag vor den Aktionen und Demonstrationen unter der Hand informiert. ( z.B. über das Lichtermeer in einer Felsenwand unterhalb des Waxensteins).
Insgesamt macht ein so hochrangiger Polit-Gipfel wie in Garmisch-Partenkirchen durchaus Sinn und kann für das Werdenfelser Land eine gute Werbung sein. Die Organisation und die Durchführung solcher politischer Gipfeltreffen sollte jedoch Politik-Profis überlassen werden. Es kann nicht sein, dass der durchaus sympathische Regierungssprecher Steffen Hebestreit im Vorfeld des G7-Gipfels eine Stunde lang die Lokalredaktion des örtlichen Garmisch- Partenkirchner Tagblatts ( Münchner Merkur – Gruppe ) besucht und das politische Berlin ernsthaft glaubt, dadurch große Teile der Garmischer Bevölkerung für dieses politische Großereignis gewonnen und überzeugt zu haben.
Man hat von Berliner Seite sowohl die einheimischen Pressevertreter (ein Kollege des Münchner Merkurs kam am zweiten Tag schon nicht mehr ins Pressezentrum!) als auch große Teile der Garmischer durch die fehlende Einbindung der Bevölkerung vor den Kopf gestoßen. In der Garmischer Bäckerei Feneberg im Ortszentrum erzählte man sich beispielsweise, dass sich ein Garmischer Tischlermeister bei der LKW-Anfahrt zu seinen Kunden wegen der Sicherheitsvorkehrungen dreimal bis auf die Unterhose ausziehen musste.
Da hilft es nicht mehr, wenn der Ministerpräsident des Freistaates Bayern ,Dr. Markus Söder, in lobenswerter Weise die Wut der Bevölkerung durch persönliche Besuche vor Ort zu dämpfen versuchte. 14 Tage vor Beginn des G7-Gipfels besuchte Dr. Markus Söder beispielsweise überraschend den ATS – KFZ- Meisterbetrieb in der Münchnerstraße in Oberau. Dr. Markus Söder diskutierte dort auf sympathische Art und Weise mit der Eigentümerin der Tankstelle. Stolz zeigt die Eigentümerin der Tankstelle ein Foto, auf dem der Ministerpräsident des Freistaates Bayern ihre beiden Hunde streichelt.
Abschließendes Fazit des G7-Gipfels: Solche hochrangigen Treffen der Politiker sind absolut notwendig. Es ist wichtig, dass sich die führenden Staatenlenker der Welt im persönlichen Gespräch wie beim G7-Gipfel in Garmisch – Partenkirchen austauschen und Vertrauen aufbauen. Videokonferenzen können solche persönlichen Treffen ohne wenn oder aber nicht ersetzen.