SPÖ unter neuer Führung
Wels/Oberösterreich – Das gibt´s nur bei der SPÖ in Österreich. Auf dem 44. Bundesparteitag am 24./25.11.2018 wählten die österreichischen Sozialdemokraten mit der Wienerin Pamela Rendi-Wagner erstmals in ihrer 130-jährigen Geschichte eine Frau an die Parteispitze. Pamela Rendi-Wagner ist erst seit einigen Monaten Mitglied der SPÖ und hatte zuvor noch nie einen SPÖ Bundesparteitag besucht. Auf ihrem ersten Bundesparteitag in der Welser Messehalle wurde sie sogleich mit 97,8 Prozent zur neuen SPÖ-Parteichefin gewählt. Gegenkandidaten gab es nicht. „Ich bin Feministin“ rief die 47-jährige Ärztin unter tosenden Beifall den 650 Delegierten zu. Verwunderung über diesen Satz gab es dafür bei den traditionell eher konservativen SPÖ Bauern. Der sympathische und bodenständige Michael Schwarzlmüller, der als einer der wenigen SPÖ-Delegierten als Bauer arbeitet und 2.Bürgermeister der Nationalparkgemeinde Reichraming ist, sagte zu Chiemseepost-Herausgeber Klaus Kirchleitner wortwörtlich :“Ich habe einen vollautomatischen Stall, denn wenn ich nicht in den Stall gehe, geht automatisch meine Frau in den Stall!“ Und er fügte weiter hinzu :“Ich habe, bevor ich heute zum SPÖ-Parteitag gefahren bin, in der früh im Stall gearbeitet, erst dann bin ich zum SPÖ Bundesparteitag nach Wels gefahren !“
Genau darin liegt das Problem der SPÖ. Wer sich in der Welser Messehalle umschaut, erkennt sehr schnell, dass die derzeitige SPÖ von Akademikern, Dauerstudenten sowie Soziologen und Pädagogen dominiert wird. Echte Arbeiter findet man unter den Delegierten und SPÖ-Europakandidaten nur sehr spärlich. Man braucht sich daher nicht wundern, wenn der SPÖ die eigentliche Stammkundschaft abhanden kommt. Hinzu kommt beispielsweise in vielen Bundesländern die fehlende politische Pressemacht, um entscheidende Wahlkämpfe erfolgreich führen zu können. Beispielsweise wird die Presse in den Bundesländern Tirol (Tiroler Tageszeitung), Salzburg (Salzburger Nachrichten) und Oberösterreich (Oberösterreichische Nachrichten) von liberl-konservativen Verlegerfamilien beherrscht. Auch fehlt vielen Landesorganisationen der SPÖ schlicht und einfach das Geld, um entsprechende Werbekampagnen führen zu können. Im bevorstehenden Wahlkampf zur Europawahl am 26.Mai 2019 hat die ÖVP vielfach mehr Geld zur Verfügung als die SPÖ.
Fairerweise muß dennoch geschrieben werden, dass die Sozialdemokraten in Österreich politisch erheblich besser und erfolgreicher aufgestellt sind als die bayerischen Sozialdemokraten. Nach jüngsten Umfragen bewegen sich die Sozialdemokraten in Österreich bei rund 26 Prozent. Von solchen Prozentzahlen können die bayerischen Sozialdemokraten dagegen nur träumen.