CDU stürzt bei Landtagswahl 2021 in Stuttgart ab
Stuttgart/Sigmaringen/Laiz – „Schwarz – Grün hat die Weichen für die 20er Jahre gestellt“, sagte der CDU-Landesvorsitzende und Schwiegersohn von Bundestagspräsident, Dr.Wolfgang Schäuble, Thomas Strobl, bei vielen Gelegenheiten in Baden-Württemberg.
Die Quittung dafür bekamen die einst erfolgreichen Christdemokraten bei der Landtagswahl am 14. März 2021. Nur noch 24 Prozent der Bürger wählten die CDU mit ihrer Spitzenkandidatin Susanne ( „Nanni“) Eisenmann. Die amtierende Kultusministerin war einst Büroleiterin von Ex-Ministerpräsident Günther Oettinger und ist mit allen politischen Wassern gewaschen. Statt die grünen Schwachpunkte wie beispielsweise in der katastrophalen Wirtschafts-und Verkehrspolitik schonungslos offen zu legen, gab es von den schwarzen CDU-Granden viel Lob für die Grünen und den sehr bodenständigen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann.
Einst hatte die CDU in Baden-Württemberg ähnlich wie die CSU in Bayern satte Mehrheiten und viele Mitglieder. Die erfolgreichen CDU-Ministerpräsidenten Lothar Späth und Erwin Teufel spielten politisch in der Bundesliga. Selbst der umstrittene, konservative CDU-Ministerpräsident Stefan Mappus erzielte bei den Landtagswahlen 2011 immerhin noch 39 Prozent der Stimmen. Fest steht jetzt, dass der CDU-Landeschef Thomas Strobl ohne wenn und aber zurücktreten muss und den Weg für einen raschen Neuanfang der CDU im Südwesten Deutschlands frei machen muss. In der Opposition könnte sich die CDU Baden-Württembergs dann reformieren. Sowohl Thomas Strobl (Stimmkreis Heilbronn) als auch Susanne Eisenmann (Stimmkreis Stuttgart) haben den Einzug in den Landtag von Baden-Württemberg nicht geschafft.
Der Schuldige für dieses Wahldebakel ist nicht der neue CDU-Bundesvorsitzende Armin Laschet. Die Probleme der CDU in Baden-Württemberg sind hausgemacht und wurden durch die CDU-Maskenaffäre mehrerer Abgeordneter noch verstärkt. Um die Wähler besser verstehen zu können, reicht ein Blick in die Stadt Sigmaringen, der Heimatstadt des alten und neuen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann.
Der Ministerpräsident und gläubige Katholik (er ging am Wahltag zum Gottesdienst) wohnt hinter der Raiffeisenbank im Stadtteil Laiz in einem Haus, das früher das örtliche Wirthaus war und nun zu einem Wohnhaus umgebaut wurde. Der 72-jährige Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist handwerklich begabt und wird immer wieder in den Baumärkten von Sigmaringen und Umgebung gesehen. In der Aral-Tankstelle in Sigmaringen hat sich Chiemseepost-Herausgeber Klaus Kirchleitner am Wahltag unter den Bürgern umgehört.
Der 72-jährige Rentner Thomas, der früher als Maurer auf dem Bau gearbeitet hat und seit 50 Jahren in Sigmaringen wohnt, sagte beispielsweise : „Gegen die Familie Kretschmann habe ich nichts, die sind mir sehr sympathisch. Beide waren früher Lehrer in Bingen. Deutschland aber ist mittlerweile eine Bananenrepublik. Als Maurer würde ich gerne wieder ins Wirtshaus gehen. Wir haben hier in der Staufenkaserne rund 450 Asylanten und 250 Mitarbeiter. Eigentlich bin ich Wähler der CDU, aber Kretschmann ist gut. Unser Ministerpräsident ist in der falschen Partei. CSU-Urgestein Franz Josef Strauß war zweimal hier in Sigmaringen. Damals war der Herr Schlee Innenminster von Baden-Württemberg. Die heutigen Politiker von CDU und CSU haben keine Ecken und Kanten mehr! Diese Herren sind nicht mehr wählbar. Der Sohn von Kretschmann hat keinen Beruf und will jetzt auch in die Politik. Wir brauchen aber wieder Leute in der Politik, die schon mal gearbeitet haben !“ Diese Aussagen zeigen es deutlich, ohne Winfried Kretschmann hätten die Grünen keine Wahlen gewonnen. Hinzu kam, dass die Öko-Partei mit Großflächenplakaten bei den Bürgern punkten konnte.
Wer am Wahltag mit dem Auto von Stuttgart über Reutlingen nach Sigmaringen fuhr, der nahm kaum Wahlplakate der CDU wahr. AfD-Plakate sah man ebenfalls keine oder sie waren zerstört. Was das erstklassige Ergebnis der grünen Partei ( 32 Prozent der Stimmen) tatsächlich wert ist, wird vor allem die Wahl zum Deutschen Bundestag am 26. September 2021 zeigen. Dann wird über die Zukunft Deutschlands und Europas entschieden.