Berlin/Reichstag –Wer die konstituierende Sitzung des 19. Deutschen Bundestages am 24. Oktober 2017 hinter den Kulissen aufmerksam verfolgt hat, für den ist unschwer zu erkennen, dass der Einfluß der bayerischen CSU in Berlin mittlerweile leider sehr begrenzt ist. Dies liegt einerseits daran, dass einige CSU-Bundestagsabgeordnete im Restaurant und in der Cafeteria des Hohen Hauses in persönlichen Gesprächen ganz offen und ungestraft Stellung gegen CSU-Chef Horst Seehofer beziehen, andererseits liegt es daran, dass der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag erfahrene, konservative Politiker wie beispielsweise die Münchner Dr. Peter Gauweiler und Dr. Hans Peter Uhl fehlen.
Kaum war Dr. Wolfgang Schäuble , der bereits seit 1972 dem Bundestag angehört, zum Präsidenten gewählt, ging das Hauen und Stechen um die Posten der Vizepräsidenten bereits los. Dies ist nicht verwunderlich, bedeutet doch diese Position, die mit relativ wenig Arbeit verbunden ist, mehr als einen Lottogewinn. Die Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages verdienen monatlich 14.313 Euro. Die Politiker aller Parteien erhalten selbstverständlich einen Dienstwagen sowie zwei Mitarbeiter und einen Referenten. Die steuerfreie Pauschale beträgt zudem monatlich 3.239 Euro. Wird ein Vizepräsident vom Parlament nicht mehr gewählt, erhält er bis zu vier Jahre lang ein Büro mit Mitarbeitern.
Vizepräsident des Deutschen Bundestages wollte auch der AfD-Abgeordnete Albrecht Glaser werden. Er wurde von
den etablierten Parteien abgelehnt und somit nicht gewählt. Im zweiten Wahlgang erhielt er aber immerhin 123 Stimmen der Abgeordneten. Da in der AfD-Fraktion lediglich 92 Abgeordnete sitzen, haben Albrecht Glaser auch 31 Abgeordnete aus den anderen Fraktionen gewählt. Allgemein wird im politischen Berlin vermutet, dass ein Großteil dieser Stimmen aus dem Lager der bayerischen CSU-Abgeordneten kam. Unter den Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages nimmt sonderbarerweise Claudia Roth von den Grünen eine Schlüsselfunktion ein. Sie wird von fast allen Parteienvertretern nach ihrer Wahl geherzt. Ganz besonders freute sich über die Wahl von Claudia Roth der CSU-Linke und Bundesentwicklungshilfeminister Gerd Müller. Der umstrittene CSU-Politiker hat an der Katholischen Universität Eichstätt studiert und wurde schon als JU-Landesvorsitzender in Bayern von CSU-Urgestein Franz Josef Strauß auf dem CSU-Parteitag abgewatscht. Franz Josef Strauß konnte mit der Politik Müllers nichts anfangen. Die konservativen Wähler der CSU würden sich die Augen reiben, wenn sie die politische Nähe Gerd Müllers zu Claudia Roth sehen könnten. Beide verstehen sich offenbar über Parteigrenzen hinweg bestens. Lächelnd und sehr kontaktfreudig läuft der ehemalige SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz durch das Parlament. Mit Chiemseepost-Herausgeber Klaus Kirchleitner spricht der SPD-Chef kurz über den politischen Gillamoos in Abensberg/Niederbayern. Dort trat er dieses Jahr bei der SPD als Hauptredner auf.
„Sie hätten im bayerischen Bierzelt nicht so sachlich bleiben sollen und mehr vom Leder ziehen müssen !“, meinte Klaus Kirchleitner zu Martin Schulz, ehe dieser wieder vom nächsten Fersehsender zum Interview geholt wurde.
Wenn man das Bundestagsrestaurant betritt, ist man überrascht, wie reibungslos und professionell der gastronomische Betrieb funktioniert. Der Münchner Promi-Gastronom Michael Käfer kümmert sich hier höchstpersönlich und mit großer Leidenschaft um seine Gäste.
Auf die Bayern ist in Berlin wenigstens in Sachen Gastronomie noch Verlaß !