Kloster Seeon/Landkreis Traunstein – Für Gerda Hasselfeldt war es ihre letzte CSU-Klausurtagung, die jetzt erstmals im Kloster Seeon im oberbayerischen Landkreis Traunstein stattgefunden hat. Dabei wurde deutlich, dass Alexander Dobrindt neuer Chef der CSU-Abgeordneten im Deutschen Bundestag werden soll. So jedenfalls, das hat die CSU-Winterklausur 2017 im Kloster Seeon gezeigt, will es Bayerns volksnaher Ministerpräsident Horst Seehofer. Auch wenn es nicht alle CSU-Spitzenpolitiker so sehen werden, der Ingolstädter Vollblutpolitiker hat innerhalb der
CSU sowohl in München als auch in Berlin das Zepter fest in der Hand. Auch der Umstand, dass Alexander Dobrindt kurz vor der CSU-Klausurtagung in Art eines „politischen Wadlbeißers“ die relativ derben Begriffe „Ösi-Maut-Maulerei“ und „Nafri“ für Nordafrikanische Intensivtäter verwendet hatte, deutet auf eine künftige Rolle als neuer CSU-Landesgruppenchef hin. Diese Position heißt konsequenterweise auch CSU-Listenführer bei der Bundestagswahl im September 2017 zu sein.
Wer sich im Kloster Seeon mit Seehofer-Vertrauten unterhielt, der erkannte sehr schnell, dass Horst Seehofer auch 2018 CSU-Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten sein wird. Dem 67-jährigen Horst Seehofer wird zugetraut bei der Landtagswahl 2018 in Bayern nochmals die absolute Mehrheit für seine Partei zu holen. Für den enorm fleißigen und sehr bodenständigen, niederbayerischen Geschäftsführer der CSU-Bundestagsfraktion , Max Straubinger, wird es CSU-intern einen Aufstieg geben. Immer mehr zum politischen Konkurrenten für Bayerns Innenminister Joachim Herrmann wurde in Kloster Seeon der CSU-Bundestagsabgeordnete und Innenexperte Stephan Mayer. Die Idee vom „atmenden Deckel“ gefiel einigen der CDU nahestehenden Pressevertretern. Stephan Mayer, der als exzellenter Rechtsanwalt gilt und einem mittelständischen Hut-Fachgeschäft in Neuötting entstammt, gilt mittlerweile als einer der großen CSU-Hoffnungsträger. Auch wenn von den sogenannten Heimatzeitungen die CSU-Klausurtagung jetzt ausschließlich umjubelt wird, gibt es auch einiges an fundierter Kritik mitzuteilen.
Teile der Seeoner Bevölkerung , so war in „Traudl´s Dorfladerl und Cafe´“zu erfahren, waren von der wochenlangen, streckenweise überzogenen Polizeipräsenz genervt. In manchen Ortsteilen wie beispielsweise in Seeon-Strass funktionierten in den letzten Wochen zudem die Telefonleitungen nicht mehr. „Da gab es immer ein Brummen im Telefon“, beklagte sich die Seeonerin Martha Huber in Traudl´s Dorfladen gegenüber Chiemseepost-Herausgeber Klaus Kirchleitner.
Am Stammtisch in Traudl´s Dorfladerl kritisierten auch einige Gäste das Management des Seeoner Bildungszentrums. Für die prominenten CSU-Bundestagsabgeordneten werde alles getan, „Hochzeitsfeiern für die Einheimischen könnten leider überhaupt nicht mehr abgehalten werden“, so ein Stammgast. In Anspielung auf den Bezirk Oberbayern, der das Tagungshotel betreibt, meinte ein weiterer Gast des Stammtisches : „ der Staat hat sehr viel Geld, das oft zum Fenster hinausgeworfen wird. Mit Hochzeitsfeiern könnten sie Geld verdienen. Dies heißt aber sehr viel Arbeit und dies ist offensichtlich nicht gewollt!“.
Grundsätzlich war die Verpflegung der rund 150 Pressevertreter im Kloster Seeon besser als in Wildbad Kreuth. Kritik übten allerdings die Kameraleute der Fernsehanstalten, da man in Wildbad Kreuth die Gebäude weitaus vorteilhafter abfilmen konnte als im Kloster Seeon. Auch waren die Hotelkapazitäten im Kloster Seeon nicht ausreichend. Die Journalisten mussten teilweise im Umkreis von 60 Kilometern untergebracht werden. In Wildbad Kreuth hingegen gab es Fernsehbilder vom Bilderbuch-Bayern. Obgleich sich alle CSU-Bundestagsabgeordneten hinter vorgehaltener Hand für eine erneute Kanzlerkandidatur von Dr. Angela Merkel aussprachen, wollte sich keiner öffentlich hinter die amtierende deutsche Bundeskanzlerin stellen. Dies ist ein einmaliger politischer Vorgang in der deutschen Nachkriegsgeschichte, der die Schwesterpartei CDU in Berlin zurecht immer mehr verärgert.
„Wir haben ja unseren Fahrplan, der bleibt!“, sagte hierzu CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer, der jetzt mit dem Münchner CSU-Landtagsabgeordneten Markus Blume einen stellvertretenden CSU-Generalsekretär bekommen hat. Der CSU-Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk meinte im Hinblick auf Merkel´s Kanzlerkandidatur : „Da kann man nichts sagen im Februar 2017 ist das Treffen der beiden Präsidien von CDU und CSU.“ In dieselbe Kerbe schlug der kompetente Innenexperte der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag Stephan Mayer aus Neuötting : „Das kommt alles noch, du kennst ja meine Meinung“, sagte er zu Chiemseepost-Herausgeber Klaus Kirchleitner.
Auch MdB Dr. Peter Ramsauer , der EU-Sicherheitskommissar Julian King bei seiner Abreise aus Seeon in perfektem Englisch verabschiedete, stellte sich hinter die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel.
„Es ist nur eine formale Sache, wann Dr. Angela Merkel wieder zur CSU-Bundeskanzlerkandidatin nominiert wird. Ich gehe davon aus, dass dies beim Versöhnungstreffen von CDU und CSU der Fall sein wird!“
Einer der hochrangigen Gäste der CSU-Winterklausur 2017 war unter anderem Siemens-Chef Joe Kaeser. Er sprach sich vor den Pressevertretern „für eine neue Art der Altersversorgung in Deutschland “aus.
Übrigens : Während die CSU-Klausurtagung im Kloster Seeon mit sehr vielen, schwerbewaffneten Polizisten hermetisch abgeriegelt war, waren gleichzeitig die Grenzübergänge Burghausen und Ostermiething völlig ungesichert. Von Kloster Seeon nach Ostermiething hat man lediglich eine Fahrzeit von 25 Minuten.