Wien/Hofburg – In der österreichischen Politik ticken die Uhren einfach anders als in der deutschen Politik ! Obgleich der Untersuchungsausschuss zur Ibiza-Affäre seit mehreren Wochen läuft, haben die Abgeordneten das Ibiza-Video, in dem sich der ehemalige FPÖ-Chef Heinz Christian (HC) Strache um Kopf und Kragen redete, immer noch nicht gesehen. Trotzdem wurde jetzt der junge österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) von den Mandataren des Untersuchungsausschusses im Lokal 7 der Wiener Hofburg über 4 Stunden politisch gegrillt. Um es gleich vorweg zu nehmen : Der eloquente ÖVP-Vollblutpolitiker , der unter Einhaltung der Wahrheitspflicht aussagen musste, ging als klarer Sieger aus der Befragung hervor. „Ich war nicht in Ibiza, kann daher nichts dazu sagen !“, brachte Sebastian Kurz die brisante politische Angelegenheit, die zum Sturz der ÖVP-FPÖ-Regierung in Wien führte, auf den Punkt.
Vehement forderte die politische Opposition die Kommunikation von Bundeskanzler Sebastian Kurz mit dem ehemaligen Vizekanzler Heinz Christian Strache offen zu legen. Dies jedoch sei nicht möglich, so der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz, weil SMS und Chats von ihm oder seinem Büro aus Sicherheitsgründen immer wieder gelöscht werden. Der österreichische Bundeskanzler mit Wiener Charme dazu : „Strache hat manchmal mehr SMS geschrieben als ich selber lesen kann. Einige der SMS kamen zu einer Zeit, zu der ich schon geschlafen habe oder noch nicht wach war!“
Erstaunlich ist die Tatsache, dass die Ibiza-Affäre von deutschen Presseorganen ( Süddeutsche Zeitung/Der Spiegel) aufgedeckt wurde und nicht von österreichischen Medien. Offenbar sind die persönlichen Verflechtungen zwischen den österreichischen Presseorganen und der österreichischen Politik viel zu eng. Die Kontrollfunktion der österreichischen Presse im Hinblick auf die Ibiza-Affäre hat nachweislich nicht funktioniert. Auch die Befragung durch die Abgeordneten im Untersuchungsausschuss liess zu wünschen übrig. Deshalb konnte der exzellent vorbereitete österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz während der über vierstündigen Befragung politisch nicht in Bedrängnis gebracht werden.
„Wird hier im Untersuchungsausschuss immer mit Unterstellungen gearbeitet?“, fragte Bundeskanzler Sebastian Kurz sichtlich verärgert die anwesenden Pressevertreter.
Einen Tag nach Sebastian Kurz wurde dessen engster Vertrauter, Finanzminister Gernot Blümel, mit Fragen nach Postenschacherei und Korruption von den Abgeordneten des Untersuchungsausschusses gelöchert. Dem ÖVP-Finanzminister fehlte bei vielen Themen die Erinnerung. Insgesamt hatte der sympathische Finanzminster während seiner Befragung durch den Untersuchungsausschuss 86 Erinnerungslücken. Damit dürfte Gernot Blümel bereits jetzt einsamer Rekordhalter in Sachen Erinnerungslücken sein. Gernot Blümel, der früher auch Kanzleramtsminister und Regierungskoordinator war, gab dabei witzigerweise an, seinen Job stets ohne Laptop ausgeübt zu haben. Stocksauer auf Gernot Blümel sind jetzt vor allem die oppositionellen Sozialdemokraten. Diese haben ihm nun aufgrund der zahlreichen Erinnerungslücken mit einer Anzeige wegen Falschaussage gedroht.